Ein Appell an die Bundesregierung
Mit der Aktion „Wir haben einen Platz“ in den Kantonen Bern, Luzern,
St.Gallen, Genf und Neuenburg wurde die Regierung dazu aufgefordert, mehr Menschen aus den Flüchtlingslagern in Griechenland, die dort unter menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen, in der Schweiz aufzunehmen.
Bei der Aktion, die von den Organisationen Amnesty International, Seebrücke und Evakuieren JETZT organisiert wurde, ging die Botschaft „Wir haben einen Platz“ bei symbolisch leeren Zuschauerplätzen
durch die Öffentlichkeit.
Mit 700 symbolischen Sitzplätzen vor dem Bundeshaus in Bern und mit 20 symbolischen Sitzplätzen auf dem Theaterplatz im Kanton Luzern, haben die Organisationen an eine Kursänderung der Bundesregierung appelliert. Die Aktivisten hatten am Bundesplatz 700 weisse Stühle aufgestellt, um die 7.000 im neuen Lager Moria lebenden Menschen zu symbolisieren. Weitere 9 rote Stühle machten auf die 97 Kinder aufmerksam, die 2020 nach dem Brand des Flüchtlingslagers von der Schweiz aufgenommen wurden. In den Städten Lausanne, Luzern, Neuenburg und St.Gallen fanden diese symbolischen Stuhlaktionen für mehr Solidarität statt.
Während der Aktion wurden Flugblätter mit der Aufforderung
an die Bundesregierung verteilt, unverzüglich weitere Flüchtlinge aus
den griechischen Lagern aufzunehmen. Die Bereitschaft der einzelnen Kantone, weitere Menschen aufzunehmen, wurde darauf ausdrücklich hervorgehoben. In der Erklärung auf den Flugblättern wurden die unmenschlichen Bedingungen betont, denen die geflüchteten Menschen nach dem Brand in Moria im neuen Lager Cikán ausgeliefert sind (u.a. – –
- keine vorhandene Heizung,
- zu wenig Duschen,
- Überschwemmungen,
- Zelte ohne Boden,
- schlechte medizinische Versorgung,
- keine Bildungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche).
Von den Grenzschutzbeamten des Lagers wurden bereits zahlreiche
Menschenrechtsverletzungen gemeldet. In der Erklärung wird
hervorgehoben, dass die Regierungen der Schweiz und weiterer europäischer Länder ihrer Verantwortung nicht nachkommen und eine sofortige Evakuierung des neuen Lagers gefordert. Weiter wird kritisiert, dass die Schweizer Regierung nur 97 unbegleitete Minderjährige aufgenommen und sich damit auf das absolute Minimum beschränkt hat.
Im Vergleich dazu hat die Schweiz z.B. während des Kosovo Krieges 53.000 Flüchtlinge pro Jahr aufgenommen, während der Ungarn-Krise in den 1950er Jahren etwa 13.000. Es sei beschämend, wie im Vergleich dazu die jetzige Regierung im Kontext der Flüchtlingskrise handelt, so lautete die eindringliche Botschaft auf den Flugblättern.