Am 8. Mai 2021 fand im Rahmen des Projektes «Unsere Stimmen» ein Treffen von Migrant*innen im Haus pour Bienne in Biel statt. «Unsere Stimmen» ist ein grosses Projekt des NCBI (National Coalition Building Institute), das 2018 in Zürich startete. Bisher wurde das Projekt in Zürich, Zug und Schwyz durchgeführt, aktuell in Biel/Bienne und bald auch im Aargau.
Das Projekt „Unsere Stimmen“ für die Region Biel/Seeland lancierte das NCBI Bern im Herbst 2020 mit Unterstützung der kantonalen Fachstelle für Integration des Kantons Bern und in Zusammenarbeit mit den Städten Biel/Bienne und Nidau sowie mit Multimondo. Das Projekt wird in den Jahren 2020/21 durch den Kanton finanziell unterstützt.
Die Idee des Projektes ist, dass die Direktbetroffenen selber über ihre Anliegen sprechen und ihre prioritären Themen auswählen können. Dazu formulieren sie konstruktive und kompetente Empfehlungen, die an öffentlichen Hearings mit der einheimischen Bevölkerung diskutiert und der Regelstruktur vorgestellt werden. Die Projektteilnehmer werden vom NCBI unterstützt, damit sie sich stärker in die Diskussion über Integrationsthemen einbringen und sich Gehör verschaffen können.
Nach etlichen Verschiebungen fand ein erstes physisches Treffen schliesslich am 8. Mai im Haus pour Bienne statt. 18 Migrant*innen haben sich für das Projekt angemeldet. Sie kommen aus diversen Ländern mit unterschiedlichen Aufenthaltsbewilligungen und natürlich mit unterschiedlichen Anliegen. Einige davon wohnen in Rückkehrzentren des Kantons Bern. Die Teilnehmer*innen hatten Gelegenheit sich kennenzulernen, über ihre Probleme und ihre Situation zu erzählen und über ihre Anliegen zu diskutieren.
Sie brachten eine lange Liste von Themen und Problemen an das Treffen mit, mussten aber aus dieser breiten Palette drei auswählen, an denen sie weiterarbeiten und daraus Empfehlungen ableiten sollten.
Nach einem regen Austausch entschieden sich die Teilnehmer*innen mittels Abstimmung für die drei folgenden Themen:
- Arbeitsbewilligung für abgewiesene Asylbewerber*innen
- Schule und Bildung für die Kinder in den Rückkehrzentren
- Die Probleme von Menschen mit F-Ausweis
In drei Arbeitsgruppen werden nun diese Themen bearbeitet. Das Ziel wird sein, konkrete Empfehlungen für die Entscheidungsträger*innen zu formulieren.
Die Leute aus den Rückkehrzentren erzählten von vielen Problemen und schwierigen Situationen. Die Jungen wollen eine Arbeitsbewilligung erhalten, damit sie sich in der Schweiz integrieren und Geld verdienen können. Dies öffnet ihnen den Weg aus der Sozialhilfe. Sie wollen die Isolation, die unweigerlich zu psychischen Problemen führt, schnellstmöglich beenden.
Die Mütter in den Rückkehrzentren beschäftigen sich hingegen eher mit Problemen wie Schule und Bildung für ihre Kinder. Ihnen ist es ein grosses Anliegen, für ihre Kinder bessere Schulbedingungen zu verlangen.
Die Menschen mit F-Ausweis haben viel über ihre Schwierigkeiten beim Reisen oder beim Finden einer Wohnung erzählt. Dazu haben sie Probleme, den Kanton wechseln zu dürfen und in den Arbeitsmarkt einzutreten. Sie wollen mehr Rechte bekommen und sich freier bewegen können.
Die Kinder, die mit ihrer Mutter dabei waren, hatten eine sehr nette Kinderbetreuung und waren sehr zufrieden.
Am 12., 19. und 26. Juni finden die Weiterbildungen zu den jeweiligen Themen mit Fachpersonen statt, um Fragen zu klären und danach Empfehlungen zu formulieren. Weiter finden Sitzungen und Gespräche mit Entscheidungstragenden und anderen Expert*innen statt, um die formulierten Empfehlungen zu besprechen und sich auf ein Hearing zum jeweiligen Thema vorzubereiten.
Mehr Infos findet ihr: Hier