Innerhalb von nur einem Jahr ist der Klimastreik weltweit zu einer so starken Bewegung gewachsen, dass im September weltweit Millionen von Menschen für eine umweltfreundliche, soziale und klimagerechte Politik auf die Strassen gingen. Die eindrückliche Zahl von 100.000 friedlich demonstrierenden Menschen am 28. September in Bern, die ausdrucksstarken Statements und das immer grösser werdende Netzwerk der unterstützenden Organisationen stimmen definitiv zuversichtlich, dass die Forderungen auch von Politik und Unternehmen nicht mehr überhört werden können. Um diese entstandene Tatkraft aufrecht zu erhalten und zukünftig vor allem noch mehr Menschen der erwachsenen, berufstätigen Bevölkerungsschicht zu erreichen, haben sich für den „Strike for Future“ bereits mehrere Bewegungen zusammengeschlossen, weitere Kollektive sind in der Phase der Neugründung.
„Es ist Zeit, dass die Klimakrise und die mit ihr einhergehenden Herausforderungen und konkreten Massnahmen zu einem Thema in den Spitälern, auf dem Bau, in der Landwirtschaft und in der Dorfbeiz werden“, heisst es in den zentralen Forderungen der Bewegung Klimastreik Schweiz. Für das Klima wählen, auf die Strasse gehen und in diesem Sinne Handeln ist weit mehr als eine Diskussion über CO2 Emissionen. Der Ruf nach „System Change not Climate Change“ wird zu einer unüberhörbaren Botschaft, da Strukturen von sozialer Repression und Ausbeutung mit jenen der ökologischen Ignoranz und Ressourcenverschwendung direkt verknüpft sind.
Die „Notwendigkeit einer dezentralen Selbstorganisation der Menschen“ ist eines der Hauptanliegen des „Strike for Future“. Weiterhin wird es auch einen verstärkten Dialog mit den Gewerkschaften geben. Klimagerechtigkeit ist soziale Gerechtigkeit und davon ist auch die Schweiz noch meilenweit entfernt. In Ihrem Statement spricht Lou Bolli für die Bewegung „Workers for Future“ die Unternehmen an, die in ihrem gesamten Konzept bereits umweltschädigend sind – wovon wir in der Schweiz eine Menge haben (Syngenta, Novartis, Swissoil, Ruag, Nestlé – führen wir die Liste lieber nicht weiter…). Die Notwendigkeit einer Umstrukturierung in ökologischer Hinsicht müsse auch mit Forderungen nach Lohnstabilität, Lohngleichheit und Arbeitnehmerschutz verbunden werden.
Vanessa Salamera vertritt an diesem Morgen „Frauenstreik Schweiz“ bei der Pressekonferenz und erinnert noch einmal an den 14. Juni, an dem in der Schweiz historische 500.000 Menschen auf den Strassen für Gleichstellung und Gendergerechtigkeit demonstrierten. „Der Frauenstreik hat gezeigt, dass wir gemeinsam stärker sind als alleine. Genau aus diesem Grund ist es notwendig, dass wir weiterhin zusammenhalten und uns konkret für eine solidarische nachhaltige Zukunft einsetzen – in der Gleichstellung und beim Klima!“
Ob wir nun vom Klima, von gesunder Ernährung, von Lohngleichheit oder gerechten Anstellungsbedingungen sprechen. All diese Forderungen vereint letztendlich der Wunsch nach echter Menschlichkeit und einer gesunden, intakten Natur. Sind wir mal ehrlich – für das Natürlichste der Welt demonstrieren zu müssen, das ist doch an sich schon eine Absurdität! Der 15. Mai ist dafür hoffentlich für die meisten von uns im Kalender keine Möglichkeit sondern eine Notwendigkeit, die sich auch auf unser tägliches Leben und Handeln auswirkt.