Oh, meine Petrunya!*

Während der Filmpremiere von God Exists Her Name is Petrunya in Zürich hatte Lucify.ch die Gelegenheit, sich mit der Regisseurin Teona Strugar Mitevska zu treffen und mit ihr über ihre Art des Filmemachens und darüber, wie sie den Satus Quo infragestellt, zu sprechen.

Beide, ich und meine Kollegin Xenia kommen aus Mazedonien. Daher war die Durchführung dieses Interviews sehr persönlich für uns. Die Tatsache, dass wir die Möglichkeit hatten, eine mazedonische, feministische Filmemacherin zu treffen und mit ihr über die Herausforderungen, mit denen sie während der Produktion konfrontiert war, zu sprechen, erfüllte uns mit viel Stolz. Warum genau Stolz? Weil es nicht so einfach ist, einen feministischen Film in Mazedonien zu drehen. Die Handlung des Films bestätigt diese Aussage. Interessanterweise betonte Mitevska während des Interviews mehrmals, dass sie sich mit der Protagonistin Petrunya identifiziert. Sie sagte, dass sie sich wie Petrunya fühlt und dass sie Petrunya werden will.

Die Figur Petrunya, die weibliche Hauptrolle des Films macht eine unglaubliche persönliche Transformation durch. Mitevska ist es gelungen, ein sehr lebendiges Bild eben jenes Prozesses des inneren Wandels aufzuzeigen Die Einfachheit mit der Mitevska den bestehenden Status Quo der mazedonischen Gesellschaft und die Stellung, welche die Durchschnittsfrau darin einnimmt in Frage stellt, betont auf magische Weise die Komplexität des Problems. Ein Problem dem viele Frauen, nicht nur in Mazedonien sondern im ganzen Balkan, ausgesetzt sind.

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Ich sah mir den Film an, nachdem wir das Interview mit Mitevska durchgeführt hatten. Ich muss zugeben, dass ich den Kinosaal ein wenig voreingenommen gegenüber dem Film betrat. Ich dachte, ich wüsste genau, was auf mich zukommt, weil es ein mazedonischer Film über eine Frau ist. Es ist ein Film über mich. In gewisser Weise entspricht dies durchaus der Wahrheit. Dieser Film handelt von einer Frau, deren Schicksaal ich 2012 zurückliess. In diesem Jahr habe ich mein Land verlassen um im Ausland, nämlich in der Schweiz zu studieren. Aber anstelle von pessimistischer Realismus lässt „Gott existiert, ihr Name ist Petrunya“ viel Raum für Optimismus. Der Film zeigt auf, wie eine einfache und unbewusste, provozierende Handlung gegenüber den existierenden patriarchalischen Strukturen zum bewussten feministischen Aktivismus werden kann.

Petrunyas Aktivismus und Heldentum sind authentisch und einzigartig. Während dem sie ihren eigenen persönlichen Bewusstseinswandel durchmacht, bewirkt sie gleichzeitig eine unglaubliche Veränderung in ihrem Umfeld und in der mazedonischen Gesellschaft im Allgemeinen.  Sie bereitet den Weg für den Wandel auf eine sehr authentische, weibliche Art, deren Kraft begeistert. Sie, Petrunya wurde zu ihrer eigenen Wegbereiterin hin zur Befreiung. Nach meinem Verständnis ist dies die Hauptaussage des Films. Auf eine ruhige Art, ohne Worte, stellte Petrunya beiden von uns die Frage: „Warum bist du hier?“ „Was hast du selbst getan, um dich zu befreien?“ Fragen, die sich jede von uns stellt, unabhängig von unseren Lebensumständen und davon wie alt und festgefahren die Muster sind, aus denen wir ausbrechen müssen.

 

trigon-film bringt seit 1988 sorgfältig ausgewählte Filme aus Lateinamerika, Asien, Afrika und dem östlichen Europa im Kino heraus. Lucify.ch im Gespräch mit Meret Ruggle zum FIlm von Teona Strugar Mitevska.

Lucify Team:
Text und Kamera: Maya
Interview und Video-Bearbeitung: Xenia
Fotos: Nicole

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