Ich glaube an Hormone Horoscope

Illustration: Harriet Lee-Merrion

Kennst du diese Momente im Leben, wenn dich deine Launen und dein eigenes Verhalten verwirren und du dir nicht im Klaren bist über deine Emotionen und Intentionen? Kleine Begebenheiten nur, aber stark genug um dein Selbstbewusstein und deine Wahrnehmung von richtig und falsch durcheinanderzubringen.

Du sagst ein Meeting ab, auf das du dich drei Tage vorher noch so gefreut hast. Oder dein Chef befördert dich und du sitzt da mit regungslosem Gesicht. In den letzten Tagen hast du deswegen etliche Stossgebete gen’ Himmel gesendet, aber jetzt: Keine Freude, nichts. Oder, noch schlimmer, du wirst im Fitnesscenter von deinem heimlichen Schwarm angesprochen und bist alles andere als begeistert darüber, ihn endlich kennenzulernen. Oder wenn du in einer Beziehung bist und während Wochen keine Lust auf Sex hattest und du dann plötzlich, wie vom Blitz getroffen, auf dem schmutzigen Küchenboden über deinen Partner herfällst.

Sind wir Frauen verrückt? Wissen wir nicht, was wir in unseren Leben wollen? Hast du dich auch schon gewundert, wie ich mich eben, warum unsere Stimmungen so wechselhaft sind? Nun, trotz intensivem Selbststudium, gnadenloser Selbstreflexion und harter Arbeit an mir selbst war ich nicht imstande, die Natur meines alterniedernden Charakters vollständig zu verstehen, bis ich über eine App mit dem lustigen Namen Hormone Horoscope stolperte.

Bis ich diese App kennenlernte, war ich überzeugt davon, bloss eine verkannte Schauspielerin zu sein. Eine Dramaqueen, die Dinge im Leben verkompliziert anstatt sich auf ihre Lebensziele zu fokussieren. Durch diese App realisierte ich plötzlich, dass mein Hormonsystem für mein Wechselbad der Gefühle verantwortlich ist. In Form von Horoskopen kriegt man durch die Hormone Horoscope App täglich vorhergesagt, welche Stimmungstendenzen einen heute erwarten. Ziemlich exakt. Mehr oder weniger fehlerfrei. Durch diese App erfuhr ich, dass nicht nur ich, sondern alle Frauen, vier verschiedene Charaktere haben, abhängig vom Menstruationszyklus. 28 Tage, vier Wochen, vier verschiedene Charaktere. Unser Körper und seine Hormone bestimmen unsere Neigungen und Launen. Für uns Frauen werden die Dinge einfacher und so viel besser wenn wir Einsicht in die Geheimnisse unserer monatlichen Zyklen erhalten.

Hormone Horoscope half und hilft mir noch immer zu verstehen, warum ich ein Meeting absage, auf das ich mich bis vor kurzem noch gefreut habe. Warum ich regelmässig für etwa zehn Tage im Monat keine Lust auf Sex habe. Darüber hinaus hilft sie mir in der Monatsplanung. Ich musste zum Beispiel ein Datum für mein C1-Examen in Deutsch auswählen. Und weil sich sowohl unsere mentale Leistungsfähigkeit, wie auch unsere verbalen Fertigkeiten und unser Selbstwertgefühl in den Tagen vor der Menstruation auf dem Tiefpunkt befinden, umging ich diese Tage bewusst.

Jede Frau kann davon profitieren wenn wir beginnen zu verstehen, wie stark wir durch unsere Hormone beeinflusst werden. Wir könnten Frieden schliessen mit uns selbst, wenn wir endlich begreifen, dass “es bloss die Hormone sind” und wir könnten in Frieden mit unserer wechselhaften Natur leben. Wie auch dein Partner. Wenn er weiss, dass du dich gerade in Woche drei deines Zyklus’ befindest, insistiert er nicht auf ein romantisches Dinner mit dir, sondern kann dies für Woche zwei planen. Hormone Horoscope ist lediglich der Beginn eines neuen Kapitels, das wissenschaftliche Erkenntnisse mit dem Alltag der Frauen kombiniert.

Wenn jemanden will mehr als die Tipps dieser App, kürzlich erschien auch ein Buch in diesem Zusammenhang: 28 Tage: Was Ihr Zyklus über Ihre Stimmung, Ihre Gesundheit und Ihr Potenzial aussagt, von Gabrielle Lichterman.

Über Maya Taneva

Maya kommt ursprünglich aus einer politisch und kulturell stark geprägten Region des Balkans: Mazedonien. Sie ist in den 90er-Jahren in der Hauptstadt Skopje in einer Nachkriegsatmosphäre aufgewachsen. Damals gab es weder eine Kunstszene noch Kunst-Vereine. In diesen schwierigen Zeiten hat sie erkannt, wie wichtig es ist, Zeichen zu setzen und dass es Menschen gibt, die kreativ denken und arbeiten wollen. So war sie seit ihrer Jugendzeit mit verschiedenen kleinen und grossen Engagements in der subkulturellen Szene von Skopje aktiv: Kanal 103 Radio, Locomotion Festival, Dream On Festival… Seit 2012 wohnt sie in der Schweiz und studiert Weltliteratur an der Universität Bern am "Center for Global Studies (CGS)". "Es ist meine Vision, eine aktive Gestalterin und Promoterin der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen zu sein, die es in multikulturellen Milieus gibt. Insbesondere interessiert es mich, wie man die Rezeption der zeitgenössischen Kulturszene vertiefen und verbessern kann und Räume zu schaffen für multikulturellen Ausdruck, sowie für die Vermittlung zwischen Kultur und Politik."

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