Fetije Ibraj ist Kosovo Albanerin und lebt mit ihren beiden Kindern in Zürich. Sie hat ein Kochbuch auf albanisch mit internationalen Rezepten geschrieben, das momentan auf Deutsch übersetzt wird.
Das Buch wiegt ganze 1.800 Gramm und ist so schön, dass wir als Leser*innen viele Inspirationen daraus entnehmen können. „Danke, ja es ist ein Buch mit Übergewicht“, lacht Frau Ibraj“ als ich sie darauf anspreche.
Essen ist eine Kultur, Essen ist etwas Schönes. Wir kochen, um andere glücklich zu machen. Ist der Geschmack dabei das Wichtigste?
Natürlich nicht der Geschmack allein. Früher waren viele Menschen froh, wenn sie überhaupt genug zu Essen hatten. Heute spielt für viele auch das Gewissen eine grosse Rolle beim Essen. Etwa, welche Zutaten es beinhaltet, wie vitaminreich es ist etc.
Wo schmeckt dir das Essen am Besten?
In meiner Heimat im Kosovo schmeckt mir das Essen besonders gut, wenn ich mit meiner Familie und meinen Freunden zusammen bin. Wenn ich zurückkehre habe ich Sehnsucht nach diesem Essen. Dann kommt mir oft das Bild des vollen Tisches in den Sinn, sehr nostalgisch. Da sind die leeren Teller und halb leeren Weinflaschen, das ist Heimat. Bemerkenswert, dass Heimweh mit einem inneren Bild von leeren Flaschen verbunden sein kann.
Dein Buch ist auch für die junge Generation gedacht, damit sie über die Gerichte etwas von ihren kulturellen Wurzeln erfahren. Wie erreichst du junge Menschen?
Ich habe eine Facebook Gruppe gegründet, wo ich regelmässig meine Rezepte veröffentliche und das Buch bekannt mache. Ich hoffe damit auch die junge Generation anzusprechen und mehr geschmackliche Vielfalt in ihren Alltag zu bringen.
Hast du selbst eine Kochschule besucht?
Nein, nicht direkt. Es war quasi eine familiäre Schule, denn ich habe von meiner Grossmutter und Mutter das Kochen gelernt, wie das in unserem Kulturkreis meist der Fall war. Gutes Essen hatte Tradition in meiner Familie.
Kochen deine Kinder, dein Sohn und deine Tochter, auch gerne?
Ja, meine Kinder kochen beide gerne und sind gut darin. So konnten sie mich für das Buchprojekt super unterstützen.
Bei der Kochkunst ist nicht nur der Geschmack, sondern auch die Dekoration wichtig. Hat das in deiner Familie auch eine Rolle gespielt?
Klar, früher war das auch schon von Bedeutung. Natürlich etwas weniger vielfältig als heute, weil wir inzwischen so viele Inspirationen aus den Medien oder aus Restaurants bekommen. Ich beobachte gerne, wenn ich selbst Essen gehe, wie etwas angerichtet wird und probiere es dann aus.
Allergien sind immer häufiger verbreitet. Wenn du Gäste zu Hause hast, erklärst du zunächst genau, was du alles servierst?
Klar, das ist etwas Obligatorisches. Wenn ich Gäste habe, bereite ich verschiedene Menüs zu, dann kann jeder etwas Passendes finden.
Die vegetarische Küche gewinnt immer mehr an Bedeutung. Wie häufig kochst du selbst Gerichte mit Fleisch?
Rotes Fleisch bereite ich einmal pro Woche zu, manchmal auch ein- bis zweimal pro Woche Geflügel.
Hast du Ideen für Kochkurse?
Ja, einige. Ich möchte gerne in der Zukunft Kochkurse anbieten.
Es gibt viele Zitate und Segenssprüche zum Thema Essen, was hältst du davon?
Ich finde das Segnen des Essens etwas Wichtiges, denn es hat etwas mit Wertschätzung und Dankbarkeit zu tun.
Einige Sprichwörter in diesem Zusammenhang sind zum Beispiel:
„Eine kleine Küche macht das Haus gross.“ „Iss das Brot von gestern.“ „Fressen und Saufen macht die Ärzte reich.“ „Ein guter Koch ist ein guter Arzt.“ Welches ist dein Motto?
„Ein guter Koch ist ein guter Arzt.“