Wenn wir die Demokratie lebendig halten wollen, müssen wir die Stimme des Volkes hörbar machen. Um ein solches Mass an Demokratie zu erreichen, kann man Kunstwerkzeuge verwenden. Kunst, und in diesem Fall insbesondere das Theater, kann eine kreative Methode der partizipativen Demokratie sein. Wie das geht, sehen wir am Beispiel des Dokumentar-Theaters von Michael Ruf.
Michael Ruf verwendet Methoden des Theaters für die ungehörten Stimmen von Flüchtlingen und nutzt seine dokumentarischen Stücke als demokratisches Werkzeug.
M. Ruf: Zum einen ist es besonders, dass nicht nur das Theaterstück aufgeführt wird, sondern dass es im Anschluss daran auch ein Publikumsgespräch gibt. Das ist ein integrativer Bestandteil unserer Veranstaltungen. Wir erzählen nicht nur Geschichten, sondern lassen die Zuschauer:Innen selbst diskutieren, wie sie aktiv werden können und sich die Frage stellen „Wie kann ich mich selber politisch einmischen?“
Die Mittelmeer Monologe
Die „Asyl-Monologe“, „Asyl-Dialoge“, „NSU-Monologe“ und „Mittelmeer-Monologe“ sind Stücke des dokumentarischen Theaters. Das Stück „Die Mittelmeer Monologe“ ommt am 9. Juni 2021 im Theater «Karl der Grosse» in Zürich auf die Bühne. Es ist eine Coproduktion mit dem Maxim Theater Zürich.
Für ein exklusives Interview für Lucify.ch erklärt der Regisseur das Produktionsprojekt.
M. Ruf: Mein Name ist Michael Ruf. Ich bin Autor und Regisseur von dokumentarischen Theaterstücken. In wenigen Tagen werden wir in der Schweiz sein und dort die aktuelle Produktion “Die Mittelmeer Monologe” aufführen.
Lucify: Euer Theater ist inzwischen weltberühmt und ihr reist durch die ganze Welt. Wie seit ihr nach Zürich gekommen?
M. Ruf: Wir sind mit den Stücken sehr viel unterwegs und oft werden wir von bestimmten politischen Initiativen oder Aktivist:innen eingeladen.
Mit der Initiative AlarmPhone Schweiz und AlarmPhone Zürich haben wir sehr gute Kontakte. Darüber ist auch der Kontakt zum MAXIM Theater entstanden. Wir sind sehr glücklich über diese Zusammenarbeit.
Lucify: Das Theaterstück ist in Berlin entstanden, aber du arbeitest im Moment in Zürich mit lokalen Künstler:innen. Erzähl uns bitte mehr über diese Art von Zusammenarbeit.
M. Ruf: Das Arbeitsprinzip ist, immer mit lokalen Schauspieler:Innen und Musiker:Innen zu arbeiten. Wir haben in den letzten 10 Jahren ein Netzwerk von mehreren hundert Schauspieler:Innen und Musiker:Innen aufgebaut. Somit ist es auch selbstverständlich, dass dieses Gastspiel in der Schweiz nicht von Berliner Künstler:Innen gespielt wird, sondern von Schweizer Künstler:Innen.
Ich selbst werde leider nicht in der Schweiz dabei sein können. Aber ich habe die letzten Tage damit verbracht, über Skype stundenlang und tagelang mit den Schweizer Schauspieler:Innen und Musiker:Innen diese Premiere vorzubereiten.
Wortgetreues, wortwörtliches Theater
M. Ruf: Ein kleines Wort zum Theaterstück. Das ganze ist entstanden aus Interviews, die ich geführt habe. Diese Interviews haben mehrere Stunden, teilweise sogar mehrere Tage gedauert. Ich habe in den Interviews die sprachliche Ausdrucksweise der Personen beibehalten. Ich nenne das Wortgetreues, wortwörtliches Theater. Das heisst, alles was ihr als Zuschauer:Innen sehen und hören werdet, wurde mir in den Interviews genauso wortgetreu erzählt.
Das Berliner dokumentarische Theater reist weltweit und baut ein internationales Netzwerk von Schauspieler:Innen und Musiker:Innen bzw. Künstler:Innen der ganzen Welt.
„In den letzten Jahren haben sich bereits ca. 500 KünstlerInnen engagiert.“ (Quote http://www.wort-und-herzschlag.de/#netzwerk)
Auf diese Art und Weise ermöglicht das Projekt mit weniger Aufwand, dass die Produktionen weltweit entstehen können. Da das Projekt lokale Künstler:Innen engagiert, ist es gleichzeitig ressourcenschonend, umweltfreundlich und nachhaltig.