Eine Stadt für alle und ein neues Wir zu entwickeln ist ein grosses Ziel für viele Politiker*innen und Aktivist*innen in der Schweiz. Um dieses Ziel zu erreichen, muss ein Großteil der rassistischen Infrastruktur auf Bundes-, Kantons- und Stadtebene verändert werden. Eine der wichtigsten Lösungen, um „eine Stadt für alle“ zu erreichen, besteht darin, dass jeder, der in einer Stadt lebt, unabhängig von seiner Aufenthaltbewilligung und seinem Einkommensniveau Zugang zu allen Einrichtungen dieser Stadt hat. In dieser Richtung bilden sich verschiedene Gruppen und Bewegungen, welche unterschiedliche Projekte lancieren.
Ein herausforderndes Projekt, um “ eine Stadt für alle“ zu erreichen,ist die City Card, eine städtische ID. In Zürich hat sich der Stadtrat nach zwei Jahren für die Zürich Card entschieden, damit die Lebensbedingungen von Sans-Papiers ein bisschen erleichtert werden können. Auch in Bern wird darüber diskutiert. Es wird ein langer Prozess, der aber auf gutem Weg zu sein scheint.
Ich habe mit Sarah Schilliger in der Sendung Vox Mundi auf Radio Rabe über die City Card gesprochen. Das Thema ist sehr aktuell. Darum habe ich einige Ausschnitte von diesem einstündigen Interview ausgewählt. Sarah Schilliger ist Soziologin. Im Zentrum ihrer aktuellen Forschung steht der Zugang von Migrant*innen zu sozialen Rechten und die damit verbundenen Kämpfe und Verhandlungen. Seit ihrem Forschungsaufenthalt in Kanada vor gut zwei Jahren hat sie sich näher mit dem Konzept «Urban Citizenship» und mit der Praxis der «Sanctuary Cities» auseinandergesetzt.
Sarah ist selber aktiv in verschiedenen sozialen Bewegungen. Sie hat vor zehn Jahren die Autonome Schule Zürich mitbegründet, engagierte sich beim Aufbau des Netzwerks „Respekt“ – einer gewerkschaftlichen Initiative von polnischen Care-Arbeiterinnen in Basel, ist aktiv in der „Allianz gegen Racial Profiling“ und in der Bewegung „Wir alle sind Bern“.
Als erstes habe ich Sarah gefragt, was ist genau City Card?
«Für Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung sind viele Türen verschlossen. Der Zugang zu gewissen Dienstleistungen bleibt uns versagt: Wir können kein Handy-Abo abschliessen, wir können kein Bankkonto eröffnen, wir können keine Wohnung mieten und manchmal bleibt uns auch der Zugang zu einigen öffentlichen Plätzen versperrt. Die Mehrheit der Sans-Papiers ist von anderen abhängig: Von der Familie, von Freund*innen oder von Arbeit-gebenden. Viele um uns herum unterstützen uns mit der nötigen Hilfe, aber uns ist immer bewusst, dass diese Unterstützung jederzeit widerrufen werden kann.» „A. P., Sans-Papiers in Bern“
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Was ist die Geschichte und der Hintergrund von City Card?
«Ich war Sans-Papiers. Ich lebte ohne Identität hinter einer Maske, immer mit Angst vor einer Verhaftung und in der Folge deportiert zu werden. Mit der neuen Karte wäre es möglich, ohne Angst vor Abschiebung frei leben zu können; unabhängig sein; eine Wohnung mieten; ein Bankkonto eröffnen; eine eigene Telefon-Nummer haben und vieles mehr.» S. E., Sans-Papiers aus Bern
Welche Funktion hat die City Card?
Wer unterstützt das Projekt?
Ihr könnt auf www.rabe.ch/voxmundi die ganze Sendung nachhören.