Es ist weltweit die schwierigste Geburt nach mehr als vierzig Jahren Wehen. Es ist die Geburt von rufenden Stimmen, die Geburt von furchtlosen Kindern. Die Kaiserschnittgeburt brachte die Suche nach dem Sauerstoff der Freiheit mit sich. Der Geburtsort der Freiheit befand sich in Dara’a im südlichen Syrien am 18. März des Jahres 2011, wo eine einzigartige Geburt stattfand.
Der Anfang nahm seinen Lauf, als einige Kinder aus Dara’a nach einem Hauch von Freiheit suchten. Sie wollten eine Freiheit ohne das Joch des unterdrückenden Regimes. An die Schulmauer schrieben sie die Worte «Freiheit» und «das Volk will das Regime stürzen». Auf Befehl von Brigadegeneral Atif Najib, dem damaligen Leiter der Abteilung für politische Sicherheit und Cousin des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad, verhafteten die Soldaten ohne Zögern diese Kinder und sperrten sie ins Gefängnis ein. Die Kinder wurden zu Tode gefoltert: so sehr fürchtete das Regime Aufrufe zur Freiheit seitens der Bevölkerung!
Aber das Regime war mit dem Tod der Kinder nicht zufrieden, sondern demütigte zudem die Eltern, als diese die Leichen ihrer Kinder forderten. Die sadistische Antwort des Regimeoffiziers lautete: «Hier gibt es keine Kinder. Macht doch neue Kinder statt diesen! Und sollten eure Männer dazu nicht fähig sein, so schickt eure Frauen zu unseren Soldaten, die sie schwängern können.» Das Volk reagierte auf diese unermessliche Erniedrigung mit friedlichen Protesten in Dara’a und der ganzen Umgebung. Der Name eines der getöteten Kinder «Hamza alKhatib» wurde zur Ikone des Aufstandes. Obwohl die Revolutionäre nur ihre Stimmen als Waffe hatten, reagierte das Regime mit willkürlichen Schiessereien und Festnahmen. An jenem Tag zerriss das Band zwischen dem Präsidenten und dem nunmehr enttäuschten Volk. Das Volk sah nämlich im jungen Präsidenten zunächst einen Friedensstifter, der für die Opfer nach Gerechtigkeit gegenüber den Tätern sucht. Stattdessen beschimpfte der Präsident sein Volk als «einen Haufen von Randalierern und Saboteuren». Er erklärte den Aufständischen den Krieg und versprach, diesen auch zu gewinnen. Für das Volk, welches in seinem Präsidenten einen kultivierten Mann sah, der seinem Beruf als Arzt gerecht werden und Blutvergiessen verhindern sollte, war dies ein Schlag ins Gesicht.
In ganz Syrien flammten die Proteste auf, so in Dara’a, Homs, Damaskus, Aleppo und Hama. Die berühmten Nurias in Hama beklagten den Verlust des beliebten Sängers Kaschusch, dem die Sicherheitskräfte des Regimes die Kehle durchgeschnitten hatten. Auf ihn folgten jedoch mehrere andere «Kaschuschs», die seine Worte «hau ab, Baschar» in allen Städten Syriens weitersangen.
Die Gewaltspirale drehte sich weiter. Die Waffen des Regimes vermochten es nicht, das Volk zum Schweigen zu bringen. Da bediente sich das Regime seiner engsten Verbündeten, Iran und Hisbollah in Libanon, was die Ernüchterung des Volkes zusätzlich verstärkte. Immer häufiger desertierten Armeeangehörige und schlugen sich auf die Seite der Revolution. Sie formten die «Freie Syrische Armee», um das Volk gegen die Vernichtung durch das Regime zu beschützen. Unter den ersten Dissidenten waren Oberstleutnant Hussein al-Hermoush und Oberleutnant Abdul Razzaq Tlass.
Nun entwickelte sich der bewaffnete Kampf zu einem Krieg zwischen der regimetreuen Armee, die sich der Volksrevolution entledigen wollte, und der «Freien Armee», die dem Volk in dessen legitimem Kampf beistand. Aber das Regime und seine «Schabbiha» bzw. Terrorleute (Zivilisten, die im Auftrag des Regimes Angst und Schrecken verbreitet haben) fanden keine Mittel, um die Oberhand über die Proteste zu gewinnen. Deshalb versuchten sie zusätzlich, Zwietracht unter die verschiedenen Volksstämme zu säen. Auch dies ist fehlgeschlagen und die Einheit des Volkes blieb erhalten. Daraufhin öffnete das Regime die Tore für radikal islamische Gruppen, wie z.B. «alNosra Front», in der Hoffnung, die Entschlossenheit der «Freien Armee» zu schwächen und die Bevölkerung einzuschüchtern. Die terroristischen Gruppen erhielten freien Zutritt zu Syrien. Das Volk musste mit einem weiteren erbarmungslosen Feind fertig werden, der unter dem Banner des Islams seinen masslosen Terror verbreitete.
Anstatt dem Volk die ersehnte Freiheitsluft zu gewähren, gab das Regime das Giftgas Sarin der Bevölkerung zum Atmen. Der schlimmste und brutalste Angriff erfolgte am 21. August 2013 in Ost-Ghoute in Damaskus. Die Opferzahlen betrugen mehr als 1’500 Tote und 5’000 Verletzte, vor allem Kinder und Frauen waren betroffen. Im gleichen Jahr wurde erneut Sarin-Gas eingesetzt. Auch am 29. April 2014 wurde Sarin wieder verwendet in der Stadt Idlib.
Am 14. April 2015 veröffentlichte Human Rights Watch einen Bericht, in dem das syrische Regime beschuldigt wurde, chemische Substanzen, einschliesslich Chlorgas, bei den Angriffen auf Idlib eingesetzt zu haben. Das Regime verwendete wiederholt Sarin bei zahlreichen Angriffen, so am 29. Februar 2015 und im August 2016. Am 4. April 2017 verübte das Regime ein Giftgasmassaker in Khan Shaykhoun. Am 7. April 2018 bestätigten syrische Quellen dem Sender Al-Jazeera gegenüber, dass 150 Zivilisten in der Stadt Duma östlich von Ghouta nach einem Angriff mit Raketen, die Sarin Gas enthalten könnten, erstickt seien.
Zwischen 2011 und 2018 verwandelte sich der syrische Himmel in ein Schlachtfeld für syrische und russische Kampfflugzeuge, die das syrische Land in Massengräber verwandelten. Leichen gab es unter und über den Trümmern. Aus Angst vor weiteren Angriffen und Krankheitsausbrüchen fehlte sogar die Zeit für eine richtige Bestattung. Dies führte zu einer Massenflucht der Bevölkerung innerhalb von Syrien und über die Landesgrenzen hinaus. Viele Flüchtlinge verloren ihr Leben im Wasser des Mittelmeeres. Das im Land verbliebene syrische Volk wurde mit allen möglichen Arten von international verbotenen Waffen getötet. Viele Menschen mussten in den Kellern der Hochburg des berüchtigten Gefängnisses Sednaya und den Sicherheitsabteilungen ihren letzten Atemzug aushauchen. Anderen Opfern wurden die Lungen mit Sarin und Wasser gefüllt. Aber auch die zahlreichen Todesfälle hinderten die Menschen nicht daran, sich nach der Freiheit zu sehnen.
Die Verhandlungen zwischen dem 19. Juni und dem 21. Juli 2018 blieben erfolglos. Danach machte sich das syrische Regime das Motto zu eigen „ohne Assad verbrennen wir das Land“. Das Regime unterwarf daraufhin die Provinz Dara’a und die Stadt Hauern der strengsten Kontrolle. Die Region von Yarmouk stellte die einzige Ausnahme dar und blieb ausserhalb der Kontrolle des Regimes und dessen russischen und iranischen Verbündeten.
Aber das Herz Syriens schlägt noch immer im syrischen Norden, nämlich in Idlib, in der südlichen und westlichen Aleppo-Landschaft und in einem grossen Teil der turkmenischen Gebirgskette an der syrischen Küste, die das syrische Regime bis heute nicht unterwerfen konnte. Seit mehr als einer Woche werden in ganz Syrien wieder Demonstrationen durchgeführt, um das Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung zu erlangen und das Regime zu stürzen. Heute feiert das syrische Volk den Jahrestag der syrischen Revolution, die noch nicht zu Ende ist. Das Volk sieht seinen Widerstand als gebührenden Dank an die verehrten Märtyrer für die Freiheit!
Es gibt was besonderes wenn eine Frau über dem Krieg in Ihrem Heimatsland berichtet – es ist einfühlsam, authentisch, poetisch, verständlich, hoffnungsvoll und mutig.
Ein verzerrtes Bild mit zahlreiche unbewiesene Behauptungen..nicht zuletzt was mit Kaschusch geschah der übrigens in London lebt. Auch die Kinder aus Dara war ein erfundene story die nie bewiesen wurde. Das Giftgas wurde von Jabhat al-Nusra (ein Ableger der Terrororganisation Al-Kaida) unter falscher Flagge benützt. Al Jazeera als quelle zu nennen ist lächerlich. Hier ist noch ein Videoschnitt sagt mehr als tausend Worte:
https://www.youtube.com/watch?v=9f33l30kQxg
Mag sein das Assad ein Diktator ist aber die so genannten Rebellen waren als anders als Waisenknaben. Das ganze ist komplizierter als man dachte und hat mit geopolitische Interessen zu tun und nicht mit Menschenrechte usw. deshalb sind Golfstaaten und westlich verbündete Regierungen noch verschont!
Unglaublich! Ich habe viel über die Situation in Syrien von diesem Beitrag gelernt. Danke Zaher Al Jamous!