Bis 2015 war das Zieglerspital eines der grössten öffentlichen Krankenhäuser Berns und hatte übrigens auch zu seiner Gründung 1869 schon das Handeln im Sinne des Allgemeinwohls im Hintergrund. Nur durch die grosszügige Spende des Namensgebers Georg Emanuel Ludwig Ziegler konnte es erbaut werden und der legte auch gleich fest, dass es ein Spital für „unbemittelte (…) Einsassen und Bürger“ sein sollte. Der Gedanke des grosszügigen Helfens ist damit schon Teil der Entstehungsgeschichte des Gebäudekomplexes.
Um Hilfe und zwischenmenschliche Unterstützung geht es hier noch immer, auch nach der Schliessung des Spitalbetriebes im Jahr 2015. Seitdem befindet sich im ehemaligen Bettenhochhaus des Spitals das Durchgangszentrum für Asylsuchende mit maximal 350 Plätzen, das vom Staatssekreteriat für Migration betrieben wird. Die meisten Menschen bleiben hier nur wenige Wochen, bevor sie entsprechenden Städten und Kantonen zugewiesen werden. Die maximale Aufenthaltsdauer beträgt drei Monate.
Asylsuchende sind keine Gefangenen!
Das Durchgangszentrum ist gleichzeitig auch ein Kritikpunkt auf dem Zieglerareal. Das Gebäude wirkt von Aussen weder freundlich noch einladend – im Gegenteil. Durch die grosse Glastür am Eingang dürfen nur „registrierte Bewohner/Innen“, für alle anderen ist der Zutritt verboten. Die Vergitterungen vor vielen Fenstern und auf den Balkonen der Zwischenetagen lassen eher an ein Gefängnis denken als an einen Ort, an dem Menschen willkommen geheissen werden.
In der Informationsbroschüre des Empfangs- und Verfahrenszentrums (EVZ) Bern ist zu lesen „dass Asylsuchende grundsätzlich von Montag bis Freitag von 9:00 – 17:00 Uhr freien Ausgang haben, sofern ihre Anwesenheit für das Asylverfahren im EVZ nicht erforderlich ist“.
Die Freiwilligengruppen des Zieglerareals und der Victoria Feuerwehr wurden 2017 mit dem Förderpreis der Stadt Bern für Ihren Einsatz „zugunsten einer gelebten Willkommenskultur“ ausgezeichnet. Es wäre schön, wenn diese Willkommenskultur auch auf das Durchgangszentrum übertragen wird und geflüchtete Menschen auch von offizieller Seite wertschätzend und ebenbürtig als Teil unserer Gesellschaft behandelt werden.
Das Engagement der Ziegler-Freiwilligen
Wie gelungene Integration funktioniert zeigt das grosse Engagement der Freiwilligengruppen vor Ort, mit einem interkulturellen Begegnungscafé als Mittelpunkt, in unmittelbarer Nachbarschaft des Durchgangszentrums.
Mit Beginn des Betriebs der Flüchtlingsunterkünfte fand sich zeitnah eine Gruppe an ehrenamtlichen Helfern/Innen zusammen, die 2017 den Verein „Ziegler-Freiwillige“ gegründet haben. Inzwischen sind es circa 400 Freiwillige, die sich gemeinsam mit den geflüchteten Menschen in verschiedenen Projekten engagieren.
Als wichtiger Raum für Begegnung, Bildungsangebote und kulturelle Veranstaltungen wurde das Café „Treff.Ziegler“ im Erdgeschoss des Hauptgebäudes eingerichtet. Das Café hat dreimal wöchentlich für alle Bewohner und Einheimischen geöffnet, daneben finden auch Konzerte, Lesungen oder Seminare statt.
Das Zieglerareal als kreatives und engagiertes Crossover
Seit 2016 hat die Stadt die weiteren Gebäude neben dem Durchgangszentrum sowie das Aussengelände für verschiedene Zwischennutzer bis Ende 2023 freigegeben. Die Akteure sind ein buntes Potpourri aus allen möglichen Bereichen. Übernachtung, Kaffee und Kuchen, Kunst, Kultur und Garten – im Zieglerareal ist von allem etwas vertreten und wer sich gerne vernetzt oder ehrenamtlich engagiert, ist hier definitiv am richtigen Ort!
Zu den Zwischennutzern gehören u.a. das charmante Hostel 77, von dem auch das gemütliche Bistro am Eingangsbereich betrieben wird. Im selben Gebäude befindet sich u.a. die Koordinationsstelle für Musikerinnen „Helvetia rockt“, die Plattform für Gegenwartskunst „Kore-Contemporary“ und „wohnenbern“. Den kreativen Part der Ziegler-Freiwilligen übernimmt die Werkstatt 77 mit ihrem Angebot für Näh- und Textilarbeiten, das den Anwohnerinnen kostenfrei an zwei Nachmittagen pro Woche zur Verfügung steht.
Um das Grüne und Blühende im Areal kümmert sich die Permakultur-Gartengruppe „Food for Souls“. Dank ihnen gibt es einen üppigen, naturnahen Garten, der stets für alle offen und zugänglich ist. Die Terrasse des Treff.Ziegler und der an die Werkstatt 77 angrenzende Gartenbereich werden ebenfalls von der Gruppe bepflanzt und gestaltet. Die Permakultur ist überhaupt ein gutes Beispiel für den Nutzen von Synergien. Nur wo es natürliche Vielfalt gibt entsteht neuer, fruchtbarer Boden für gesundes Wachstum.
Dazu passt gut, dass ab 2019 auch der Bildungsbereich stärker vertreten sein wird. Die Uni Bern wird ihre Medizinstudenten/Innen im alten Spital unterbringen und gleich nebenan eröffnet die „Unico-Schule“ im August 2019 ihre Türen für freies Lernen. Hier sollen Kinder altersübergreifend und ihrer natürlichen Kreativität gemäss lernen und dabei den schulischen Inhalt selbst mitbestimmen. Die Schule hat Grundideen der Montessori Pädagogik ebenso in ihr Leitbild aufgenommen wie die Erkenntnisse des Neurobiologen Gerald Hüther und das Modell der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg.
Licht und Schatten sind eben oft nah beieinander. Das Zieglerareal hat ein kreatives Crossover an Ideen zu bieten und vor allem viele engagierte Menschen dahinter, die diese auch in die Tat umsetzen. Potenzial gibt es hier noch jede Menge und die Chancen stehen gut, dass hier weiterhin viel Neues entsteht, das unsere Horizonte erweitert.
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