Sich vom Engagement inspirieren lassen

Ein Gespräch mit Katharina Altas über den Ideenwettbewerb der Burgergemeinde Bern und ihre Erfahrungen in der Schweiz.

Seit einigen Tagen sieht man in den Strassen von Bern Plakate mit bunten Köpfen. Sie weisen auf den Ideenwettbewerb «inspiration» hin. Die Initiative der Burgergemeinde Bern sucht Ideen für Projekte im Kanton Bern, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.

Projektkoordinatorin des Wettbewerbs ist Katharina Altas, Literaturagentin, Politikerin und Sozialwissenschaftlerin. Sie ist selbst in die Schweiz eingewandert und kennt sich mit Vielfalt und Partizipation aus. Wir haben sie zum Thema Inspiration und zum Zusammenhalt in der Gesellschaft befragt.

Perla Ciommi: Katharina Altas, warum wurde der Ideenwettbewerb «inspiration» ins Leben gerufen?

Katharina Altas: Die Burgergemeinde Bern wollte einen Preis konzipieren, der in die Zukunft gerichtet ist und nicht etwas auszeichnen, was schon vergangen ist, etwas, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt.

PC: Wie kann man Teilnehmen?

KA: Das ist ganz einfach. Man muss nur zwei Fragen beantworten. Die erste Frage ist: Was ist deine Idee? Und die zweite Frage: In welchem Bereich brauchst du Unterstützung?

Dann gibt man seine persönlichen Angaben ein und schickt das ab. Am 5. Februar beginnt die Ausschreibung und sie endet am 14. März. Danach wird eine Jury darüber entscheiden, welche zehn Ideengebenden ausgewählt werden, die dann an einem Workshop teilnehmen.

PC: Wer kann teilnehmen?

KA: Es können alle Menschen ab 14 Jahren aufwärts teilnehmen.

Und die Idee muss im Kanton Bern umgesetzt werden. Die Website ist in Einfacher Sprache formuliert, damit es keine Barrieren gibt und alle den Text verstehen.

PC: Wenn du sagst «Sprache ist dein Beruf». Was meinst du damit?

KA: Ich bin Literaturagentin. Jetzt bin ich temporär für die Entwicklung dieses Ideenwettbewerbs bei der Burgergemeinde Bern angestellt. In meiner Literaturagentur begleite ich Autorinnen und Autoren bei der Entwicklung von Manuskripten. Ich suche einen Verlag für meine Autorinnen und Autoren und mache die Vertragsverhandlungen. Deswegen arbeite ich jeden Tag mit Sprache.

PC: Erzähl uns etwas von dir: Was ist deine Muttersprache?

KA: Meine Muttersprache ist Aramäisch. Das ist eine semitische Sprache, eine sehr alte Sprache. Und ich habe sie recht spät gelernt, weil ich mit zwei Jahren in eine katholische Kindertagesstätte in Deutschland gekommen bin; ich konnte zuerst besser Deutsch als Aramäisch. Als dann aber meine Grossmutter nach Deutschland kam, habe ich mit ihr Aramäisch gelernt.

PC: Du bist also in Deutschland aufgewachsen. Warum bist du in die Schweiz gekommen?

KA: Ich bin wegen des Vaters meiner Kinder in die Schweiz gekommen, vor 37 Jahren.

PC: Und warum bist du geblieben?

KA: Der Anfang war nicht einfach, aber ich habe mir hier in der Schweiz ein Leben aufgebaut und mittlerweile bin ich in Bern zuhause.

PC: Was waren denn die Herausforderungen?

KA: Am Anfang war es die Einsamkeit, dass man nicht so viele Menschen kennt und dass man sich sehr allein gefühlt hat..

PC: War auch die Sprache ein Hindernis?

KA: Die Sprache war auch eine Barriere, das Berndeutsch. Ich musste Berndeutsch verstehen lernen. Da habe ich mir Mühe gegeben, dass ich das sehr schnell verstehen lerne, weil ich wusste, wenn ich es nicht verstehe, bin ich ausgeschlossen.

Ich habe mich dann irgendwann bewusst dazu entschieden, nicht Berndeutsch zu reden, weil ich es nicht so gut gekonnt hätte, weil es nicht gut geklungen hätte. Und ich komme gut damit durchs Leben.

PC: Du bist auch Politikerin gewesen und warst Stadträtin von 2013 bis 2022. Hattest du dort mit dieser Entscheidung Schwierigkeiten?

KA: Überhaupt nicht. Im Stadtrat wird in der Regel am Mikrofon Dialekt gesprochen und ich habe nicht Dialekt gesprochen. Es hat aber nie irgendwelche Bemerkungen gegeben, weil ich Hochdeutsch gesprochen habe.

Ich kann nur allen empfehlen, sich politisch zu engagieren, weil man sehr viel über die Schweizer Demokratie lernt, wenn man sich auf kommunaler Ebene engagiert.

PC: Du hast viel Erfahrung mit politischem und gesellschaftlichem Engagement. Was hält deiner Meinung nach die Gesellschaft zusammen?

KA: Toleranz ist so ein grosses Wort. Aber ich glaube, wenn man auf Menschen zugehen kann und mit Menschen reden kann und Lösungen sucht für Probleme, weil man verschiedene Haltungen hat, solange wir das machen können, wird das die Gesellschaft zusammenhalten.

PC: Dieser Wettbewerb heisst Inspiration. Was inspiriert dich?

KA: Mich inspirieren Menschen, die sich selbstlos für die Gesellschaft einsetzen. Mich inspirieren aber auch Bücher, Filme oder Theaterstücke, die mir eine andere Perspektive bieten, die mich zum Nachdenken bringen.

PC: Möchtest du noch etwas unseren Leser:innen sagen?

KA: Ich möchte Sie alle aufrufen, Ihre Ideen beim Ideenwettbewerb «inspiration», der im ganzen Kanton Bern ausgeschrieben wird, einzugeben. Wir freuen uns auf sehr viele Ideen.

Mehr Informationen über den Ideenwettbewerb: https://inspiration.bgbern.ch/

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