Filme aus dem Osten erzählen über Konflikte durch persönliche Geschichten
Das Orient Express Film Festival und die Kulturwochen finden dieses Jahr zum fünften Mal statt, und zwar vom 30. Oktober bis zum 4. November in Bern. Danach geht es weiter nach Zürich (5. bis 10. November) und Basel (12. bis 17. November). Gezeigt werden Filme aus Ländern rund um das östliche Mittelmeer, den Nahen Osten, den Balkan sowie West- und Zentralasien. Die Organisatoren möchten so Regisseur*innen unterstützen, die in ihren Heimatländern unter Druck stehen, da dort oft die kulturelle Freiheit eingeschränkt wird.
Das Thema des Festivals ist dieses Jahr „Vielfalt“ – eine klare Antwort auf die ausgrenzende Politik, die in vielen Ländern zunimmt, erklären die Organisatoren. Die Filme erzählen von Konflikten und Herausforderungen und zeigen dabei persönliche Geschichten, die nah am Leben sind. In einer Zeit, in der die Welt mit vielen Krisen zu kämpfen hat, vermitteln diese Filme neue Perspektiven und Hoffnung.
Viele Regisseurinnen werden persönlich vor Ort sein. Neben den Filmvorführungen gibt es auch Diskussionsrunden mit ihnen und Expertinnen, bei denen das Publikum die gesellschaftlichen und politischen Themen der Filme gemeinsam reflektieren kann.
Ein langes, kurzes und lebhaftes Programm
Den Anfang macht der Film Landscape and the Fury der preisgekrönten Schweizer Regisseurin Nicole Vögele. Sie führt uns an die Grenze zwischen Bosnien und Kroatien, wo die Narben des Jugoslawienkrieges auf bedrückende Weise sichtbar werden und Parallelen zur heutigen Situation von Geflüchteten gezogen werden. Der Film, der bereits bei Visions du Réel in Nyon ausgezeichnet und auf dem Zürcher Film Festival für die beste Regie prämiert wurde, wird am 3. November um 19:30 Uhr im cineMovie in Bern zu sehen sein.
Im Film Dormitory des türkischen Regisseurs Nehir Tuna tauchen wir in die 90er Jahre der Türkei ein, wo der zunehmende Einfluss der Religion auf das Leben eines jungen Mannes wirkt, der in einem religiösen Heim aufwächst. Tuna erzählt die Geschichte eines Vaters, der seinen Sohn in dieses Heim schickt, um muslimische Werte zu erlernen – doch die strenge religiöse Erziehung kollidiert bald mit dem Bedürfnis des jungen Mannes nach Zugehörigkeit und Identität. Dieser vielfach ausgezeichnete Film feierte seine Premiere bei der Biennale in Venedig und läuft am 4. November um 19:30 Uhr in der Cinématte.
Ein weiteres Highlight ist der berührende Film When the Walnut Leaves Turn Yellow des kurdischen Regisseurs Mehmet Ali Konar. Im Mittelpunkt steht ein 14-jähriger Junge, der sich auf seine zukünftige Rolle als Dorfoberhaupt vorbereitet und gleichzeitig die Auseinandersetzungen zwischen dem türkischen Militär und kurdischen Kämpfern hautnah miterlebt. Der Film wird am 2. November um 20:30 Uhr im cineMovie gezeigt.
Das Festivalprogramm umfasst auch Kurzfilme: Am Eröffnungsabend präsentiert die irakisch-schweizerische Regisseurin Tabarak Abbas ihren Anime-Film Mawtini, in dem sie ihre Eltern als Superheld*innen zeigt, die in den 90er Jahren mit ihrer neugeborenen Tochter aus dem Irak fliehen mussten. Der Film, der kürzlich den „Opening Scenes Award“ bei Visions du Réel gewann, läuft am 30. Oktober um 20:00 Uhr im cineCamera. Im Kurzfilm Le Gap von Keerthigan Shivaram begleitet das Publikum eine junge tamilisch-schweizerische Frau während eines Telefongesprächs im Zug, bei dem kulturelle Spannungen und Generationenkonflikte zum Vorschein kommen. Der Film wird am 3. November um 14:00 Uhr im cineMovie gezeigt, ebenso wie der Film Im Stau des Bieler Regisseurs Alan Sahin, der das alltägliche Drama eines Staus vor dem Gotthard-Tunnel auf originelle Weise interpretiert.
Begleitende Podiumsdiskussionen bieten Raum für Reflexion und Austausch. So beleuchtet der iranische Spielfilm Shahed (The Witness) die Suche nach Gerechtigkeit in einer korrupten Welt, mit einer anschliessenden Diskussion mit Prof. Dr. Elham Manea. Diese Veranstaltung findet am 1. November um 18:00 Uhr im cineCamera statt. Am 31. Oktober folgt der Film 1489, der Einblicke in das Leben einer armenischen Familie während des Krieges zwischen Aserbaidschan und Armenien gibt, mit einem anschliessenden Gespräch mit Sarkis Shahinian im Haus der Religionen. Schließlich erzählt Along the Way, die Geschichte zweier Schwestern auf der Flucht aus Afghanistan, die am 3. November um 17:00 Uhr im cineMovie gezeigt wird, gefolgt von einem Gespräch mit Dr. Khaleda Sajjadi.
Das vollständige Programm ist auf der Website des Festivals zu finden: https://oeff.org/en/home/