Am Samstagnachmittag dem zweiten Oktober haben sich gut tausend Geflüchtete und solidarische Menschen auf der Schützenmatte in Bern getroffen, um sich gegen physische, psychische, soziale und wirtschaftliche Gewalt gegen geflüchtete Menschen zu äussern. Das Motto der Demonstration war: «Freies und würdiges Leben für Geflüchtete».
Zur bewilligten Kundgebung hatte die «Solidarité sans frontières» (SOSF) aufgerufen und über 18 Organisationen wie «3Rosen gegen Grenzen» oder «Migrant Solidarity Network» haben sie organisiert. Die Menschen haben sich gegen 14:00 Uhr auf der Schützenmatte versammelt. Nach einigen Reden sind sie mit Transparenten in den Händen gemeinsam von der Schützenmatte in Richtung Bundeshaus marschiert. Vor dem Polizeigebäude haben einige Personen eine Rede gehalten und energisch «Kein Mensch ist illegal» gerufen.
Der junge Mann von der Gruppe „Stop Isolation“ auf dem Traktor-Anhänger hat mit seinem Mikrofon die Forderungen der Demo folgendermassen formuliert:
«Wir fordern für alle in der Schweiz anwesenden Afghaninnen und Afghanen den Flüchtlingsstatus. Darüber hinaus müssen die Aufnahme von Menschen aus Afghanistan sowie Familiennachzüge schnell und unbürokratisch ermöglicht werden.
Wir fordern für neu Angekommene eine Unterbringung in Wohnungen und Zugang zu professioneller psychologischer und sozialer Unterstützung sowie eine unabhängige Rechtsvertretung. Die heutigen geschlossenen und von der Zivilgesellschaft isolierten Bundesasyllager sind keine geeigneten Unterkünfte für neu angekommene Menschen (inkl. Kinder und Jugendliche). Sie fördern erwiesenermassen psychische und physische Gewalt hinter ihren Mauern.
Wir fordern die sofortige Abschaffung des Nothilfesystems. Alle abgewiesenen Asylsuchenden müssen ihren Fall im Hinblick auf eine Legalisierung (Härtefälle) überprüfen lassen können. Sie sollen Anspruch auf Sozialhilfe, auf angemessenen Wohnraum sowie auf eine ihren Bedürfnissen entsprechende medizinische Versorgung haben.
Wir fordern einen Stopp der Kontroll- und Abschottungspolitik. Anwesenheitspflicht, tägliche Polizeikontrollen und die Isolation von der Gesellschaft machen die Menschen in den Camps kaputt. Wir verurteilen die Kriminalisierung von Personen ohne Papiere und die Verhängung von Geld- und Haftstrafen für illegalen Aufenthalt. Kein Mensch ist illegal!
Wir fordern einen generellen Stopp von Ausschaffungen, da sie das Bedürfnis nach materieller und physischer Sicherheit geflüchteter Menschen missachten. Dazu gehören auch die besonders besorgniserregenden Ausschaffungen nach Äthiopien und Eritrea.
Wir fordern die Abschaffung von Frontex und das sofortige Ende der Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und der europäischen Grenzagentur.
Wir fordern die sofortige Evakuierung aller Lager rund um das Mittelmeer, insbesondere von Moria. Das lächerliche Kontingent, das die Schweiz aufzunehmen gedenkt, beschämt uns. Mehrere Gemeinden und Städte haben sich bereit erklärt, Menschen aus den Lagern aufzunehmen. Wir haben Platz!
Wir fordern den Rückzug der Schweiz aus dem Dublin-Abkommen und, bis dahin, eine konsequente und humane Anwendung der Souveränitätsklausel.
Schliesslich fordern wir, was selbstverständlich sein sollte: das Recht auf ein freies und würdiges Leben für Alle.
Die Polizei war die ganze Zeit präsent und hat die Demonstrierenden begleitet. Die Kundgebung endete auf dem Bundesplatz mit einem Gruppentanz.