Vorbei sind die Zeiten, in denen der Wecker für eine berufstätige Mutter bedeutete, schnell aufzustehen, sich bereit zu machen, den Kindern zu helfen, sich zügig anzuziehen, ihr Frühstück in einer Eile zuzubereiten und sie zur Schule zu bringen, um gleich weiter ins Büro zu fahren.
Unser ungewollte Gast Corona-Virus hat die Regeln der Routine verändert. Die Arbeit von zu Hause aus (Work from home WFH) ist die neue Norm. Die WFH aber hat im Verlauf des Lockdowns ebenfalls einem Wandel erfahren.
Zu Beginn des Lockdowns konnte man „quality time“ mit den Kindern im Überfluss verbringen. Es schien die ideale Situation für berufstätige Mütter zu sein, vor allem für neue Mütter, die mit Schuldgefühlen lebten, weil sie ihre Kleinkinder für viele Stunden am Tag nicht sahen. Der WFH ermöglichte es ihnen, zusätzlichen Schlaf nachzuholen, Reisezeiten einzusparen, im Pyjama zu arbeiten und mit der Familie zu frühstücken.
Doch als sich die Tage verlängerten, verstärkte sich das Jonglieren zwischen Büroarbeit und Kinderbetreuung und die berufstätigen Mütter stellten nicht nur den Verlust ihrer Routine fest, sondern, dass sie gar keine Zeit mehr für sich alleine hatten.
„Es war sehr stressig. Es gab keine Work-Life-Balance mehr. Es war nie so, dass ich um 18 Uhr zusammenpacken und mich dann auf zu Hause und meine Kinder konzentrieren konnte. Mit dem Hausunterricht der Kinder und der Hausarbeit betrug meine Arbeitszeit mehr als 13 Stunden. Manchmal versuchte ich nachts, die Büroarbeit zu beenden, nachdem meine Kinder zu Bett gegangen waren“, erzählt Aparajita Bajpayee, eine IT-Fachfrau und Mutter von zwei Kindern.
Nach zwei Monaten haben sich die berufstätigen Mütter jedoch mehr oder weniger daran gewöhnt, von zu Hause aus zu arbeiten. Vor allem weil sie dadurch die Möglichkeit hatten, in die Aktivitäten der Kinder einzutauchen und somit ihre Kinder noch besser zu verstehen.
„Eine Vollzeit arbeitende Mutter zu sein, war nie einfach. Das WFH hat es mir trotz vielen Nachteilen ermöglicht, meine Kinder wie nie zuvor kennenzulernen. Ich weiss jetzt, was meiner Tochter genau gefällt, ich kenne ihre Stärken und Schwächen. Wir sind uns jetzt näher. Es war jede Anstrengung wert, dass ich dies entdecken konnte“, fügt sie hinzu.
Ähnlich ist die Geschichte von Shrestha Das, eine Managerin im Bereich Geschäftsentwicklung und Mutter eines Einjährigen. Sie war nach ihrem Mutterschaftsurlaub für zwei Monate an Arbeitsplatz zurückgekehrt, bevor der Lockdown kam. Für sie war das WFH ein Segen, denn sie wollte in der Nähe ihres Kindes sein.
„Für mich war die WFH eine gemischte Angelegenheit. Es ist eine Menge Arbeit und Stress. Ich bin aber auch dankbar, weil ich meine Tochter wachsen sehe. Ich konnte miterleben, wie sie das erste Mal krabbelte und sprach. So konnte ich mit ihr spielen und ihr die Aufmerksamkeit schenken, die sie brauchte. Das ist eine unbeschreibliche Freude.“, sagt Shrestha.
Heisst das, dass sie jetzt nur noch von zu Hause aus arbeiten wollen? Ist das die ideale Umgebung? „Mit dem Lockdown ist bewiesen, dass auch von zu Hause aus effizient gearbeitet werden kann. Unternehmen sollten flexiblere Bedingungen schaffen, damit Eltern von zu Hause aus arbeiten können. 30 % oder 40 % der Arbeit von zu Hause aus wären für die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben hervorragend geeignet“, teilt Aparajita mit.
Es gibt bereits viele Berichte, die darauf hinweisen, dass die Unternehmen ihre Regelungen der Fernarbeit überdenken und dass die Büroarbeit möglicherweise nicht mehr die gleiche ist wie vor der Corona-Zeit.